Geflüchtete

Der Tropfen auf den heißen Stein

Mustafa* steht neben mir und blickt mich an. Ich habe ihm gerade die Visitenkarte vom Projekt Seehilfe e. V., mit dem ich hier in Siracusa, Sizilien bin, gegeben. Zuerst habe ich sie nur seinem weitaus gesprächigeren Freund in die Hand gedrückt. Aber weil er direkt daneben steht, fühlt es sich falsch an, ihm keine zu geben. Als er sie in der Hand hält, sieht es trotzdem so aus als ob er nicht so recht wüsste, was er damit anfangen soll. Er lächelt zaghaft und mir wird klar, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege. Er bedankt sich höflich, bleibt vor mir stehen und wir blicken uns kurz wortlos an. Wir haben das ganze Abendessen lang kein einziges Wort miteinander gewechselt und eben noch hatte es den Anschein, als ob er abhauen wollte. Doch plötzlich kommen wir ins Gespräch. Ich weiß nicht mehr, warum und wie. Wahrscheinlich begann es mit einer jener Fragen, die wir in der letzten Zeit so häufig gestellt haben: “Wo kommst du her?” Dann fängt er an zu erzählen.

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Mit Schweiß und Spucke: Ein voller Hilfstransport will erst einmal entladen werden

Der Morgen beginnt mit Blaulicht an einer Esso-Tankstelle bei Augusta. Wir sind mit dem Zivilschutz verabredet, der uns und den LKW hier abholt. Wir folgen Luigi und seinen Helfern zum Lager des Zivilschutzes Augusta. Da es an Wochenenden in Italien ein allgemeines Fahrverbot für LKW gibt, ist diese Eskorte äußerst hilfreich. Der Zivilschutz ist im weitesten Sinne mit dem deutschen THW zu vergleichen. Im Augenblick sind sie an vielen Orten in den Häfen Siziliens für die Erstversorgung der ankommenden Geflüchteten zuständig. Sie versorgen sie mit einer Grundausstattung an Kleidung und einem Hygiene-Kit. Uns ist klar, dass sie diese Arbeit täglich verrichten und so kontinuierlich Hilfe leisten. Das ist sehr beachtlich.

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Kisten, Klamotten, Kumpels

Anselm und Andrea, der Trucker und die Truckerin von Hanseatic Help, haben es geschafft. Der LKW steht in Catania und morgen soll das Abladen beginnen. Doch wie immer (in Italien) kommt es anders als man denkt. Walter und seine MitarbeiterInnen waren sich ganz sicher, dass das mit dem Tor und dem LKW passt, doch als der Koloss davor steht, sind sich alle einig: „Das wird nix!“.

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Illegalisierte Tagelöhner: Und wir sind Teil des Geschäfts

Zum Frühstück ein paar Scheiben Tomate-Mozzarella gehabt? In der Mittagspause dann einen Teller Salat und abends leckere Pasta al’Arrabiata mit Freunden gekocht? Das ist alles nicht überkandidelt oder schmeckt nach Blutdiamanten. Aber wo die runden, roten Vitaminbomben herkommen und was sie für eine Geschichte hinter sich haben, das wissen wahrscheinlich die wenigsten.

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Mit uns kommen auch 500 Geflüchtete in Sizilien an

Im Jahre 1939 veröffentlichte John Steinbeck den Roman “Früchte des Zorns”. Darin beschäftigt er sich mit dem Schicksal einer Familie, die sich dazu entschließt, gemeinsam ihr Zuhause zu verlassen und im Westen des Landes eine neue Heimat und vor allem Arbeit zu finden. Das Setting des Romans ist die USA zur Zeit, als die Farmer des mittleren Westens der vereinigten Staaten, getrieben vom Dust Bowl und der großen Depression, aus wirtschaftlicher Not heraus nach Kalifornien aufbrechen. Neben der beschwerlichen und zum großen Teil von Hoffnung getriebenen Reise der (von der einheimischen Bevölkerung Kaliforniens abfällig als) “Oakies” bezeichneten Landbevölkerung beschreibt Steinbeck ebenso einfühlsam wie realistisch, mit welchen Widrigkeiten diese Menschen sich in ihrer neuen Wunschheimat konfrontiert sehen. Kein Überangebot an fair entlohnter Arbeit, kein Verständnis von der einheimischen Bevölkerung, keine Zukunft im Lande Eden. Dafür bestimmen Arbeitslager, Ablehnung und offener Hass der ansässigen Bevölkerung die Verzweiflung der Geflüchteten im eigenen Land.

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Eine Nummer größer

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind beinahe 68.000 Geflüchtete in Italien angekommen. Die Erfahrungen, die wir während unserer Sizilienfahrten gesammelt haben, zeigen besonders eins: Wenn sie die gefährliche Überfahrt überleben, geht das Martyrium der Geflüchteten nach ihrer Ankunft in Europa weiter. Besonders die Situation in Sizilien wird immer dramatischer, die Lebensbedingungen der Geflüchteten immer unerträglicher.

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Padre D’Antoni, der Human Rights Defender aus Siracusa

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Eine weitere Zusammenfassung unserer Arbeit in Sizilien im April 2016.

Unsere Partnerorganisationen wie Padre D’Antoni, der Human Rights Defender,  sind von materiellen Sorgen betroffen. Ihre unermüdliche Arbeit wird durch Versorgungsengpässe bestimmt. Es fehlt an Vorräten, um die Geflüchteten mit Nahrung zu versorgen. Viele leben auf der Straße. Andere haben eine Wohnung, bekommen aber aufgrund des fehlenden Aufenthaltstitels und der wirtschaftlichen Lage auf der Mittelmeerinsel keine Arbeit. Sozialleistungen wie in Deutschland existieren in Italien nicht.

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Die Seehilfe fährt wieder nach Sizilien – in zehn Tagen geht es los

Wir werden in Kürze aufbrechen, um den Ankommenden und Angekommenen unsere Unterstützung zuteil werden zu lassen. Dringend benötigte Kleidung, Medikamente und Hygieneartikel werden von uns nach Sizilien gebracht. Vor Ort werden wir dann weiter recherchieren, wie die Situation ist und was gebraucht wird, sodass wir spontan auf die Bedarfslage reagieren und helfen können. Wir brauchen hierfür aber eure Unterstützung, damit wir effektiv Hilfe leisten können. Zwei Wochen werden wir vor Ort sein, euch über die aktuelle Lage aufklären und über unsere Arbeit berichten.

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