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#GrenzenlosGemeinsam mit Sidibe Samy Lucien

#gg lucien fb

Lucien ist in der Mitte zu sehen. Da wir nur per Handy und Facebook in Kontakt stehen, ist die Bildqualität leider nicht so gut.

1. Wer bist du?

Mein Name ist Sidibe Samy Lucien. Ich bin Kultur-Mediator und arbeite mit dem Centro Astalli, das in die Erstaufnahme und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen involviert ist.

2. Grenzenlos gemeinsam mit Projekt Seehilfe e.V. – Wie können wir gemeinsam Geflüchtete über alle Grenzen hinweg unterstützen?

Forciert die Zusammenarbeit, den Austausch und den Umlauf von Ideen, spendet Medikamente und Erste-Hilfe-Kits (z.B. hier bit.ly/2omS4ec) ebenso wie neue Unterwäsche und Material für die Beschulung (Hefte, Stifte, etc), sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit, Humankorridore/Safe Passages zu schaffen. Wir brauchen mehr Mittel für die Unterstützung derjenigen, die heimkehren möchten, aber vor allem ein Netz wahrhaftiger Gastfreundschaft. Außerdem sollten wir ein multilinguales Informationsportal schaffen, das Immigranten Zugang zu Informationen und Beratung verschafft.

Meine Geschichte

Ich komme von der Elfenbeinküste. Wegen des Krieges habe ich mein Land 2010 hinter mir gelassen, um nach Ghana zu gehen. Dort war ich für 17 Monate, aber die Situation war kaum besser: die machthabende Partei inhaftierte ständig Leute und brachte sie zur Elfenbeinküste zurück, ohne dass sie eine Spur hinterlassen hätten. Von einigen von ihnen haben wir überhaupt keine Nachricht mehr bekommen, auch wenn wir versucht haben, mittels ihrer Familien Kontakt herzustellen. Viele der Festgenommenen mussten Folter erleiden, sie endeten in Gefängnissen ohne Justiz oder Anwalt, andere wurden getötet.
Unsere Eltern meinten, die Lösung wäre, soweit wie möglich weg zu gehen. Dazu hat mir ein Freund in Ghana geholfen und der von der UNO ausgehändigte Passport gestattete mir, die Reise anzutreten.

In der Elfenbeinküste war ich in der Partei, die die Wahlen gewonnen hatte. Laurent Gbaagbo der FPI war Präsident von 2000 – 2011. Bei Neuwahlen hätte er dem Verfassungsrat zufolge gewonnen, die internationale Gemeinschaft und der unabhängigen ivorischen Wahlkomission zufolge aber hatte er verloren. Seine Weigerung aus dem Amt zu scheiden, zog eine Staatskrise und seine Anklage vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verbunden mit Gefängnis nach sich. Die Bevölkerung ist in Bezug auf ihn geteilter Meinung. Wie kam es dazu?

In den 1950er Jahren, der Epoche der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen und einigen -deklaration, vornehmlich die von Französisch-Afrika, wurden verschiedene „toxische“ Vereinbarungen mit einer Dauer von 50 Jahren verabschiedet. 2010 sollten einige davon erneuert werden, gleichzeitig wurde neu gewählt. Laurent Gbagbo weigerte sich auf die Forderungen der internationalen Gemeinschaft, und vor allem des früheren Kolonialherren Frankreich, einzugehen. Man musste einen Weg finden, ihn los zu werden.

2004 hat die Französische Armee zuletzt auf die ivorische Bevölkerung geschossen, welche friedlich demonstrierend verkündete, dass sie kein französisches Militär mehr auf ihrem Boden haben wollte. Der Widerstand ist nach den Neuwahlen 2010 kaum noch aktiv, was auch am neuen Präsidenten Alassane Ouattara liegt, der sich vehement weigert, die Stimmen neu auszählen zu lassen. Er beauftragte außerdem den General Soro Guillaume, dessen Truppen (Ex-Rebellen) den Norden des Landes kontrollieren, mit der Regierungsbildung. Gleichzeitig bildete Gbagbo vor seiner Festnahme einen Gegenregierung – das Land hatte zwei Staatschefs.

Ich bin bereits 2003 in Italien angekommen; einen Monat lang schlief ich auf der Straße. Im Februar dann habe ich mir einen Platz bei der Caritas gesucht, wo ich zumindest die Nacht verbringen konnt, denn morgens mussten wir wieder rausgehen. So habe ich fast ein Jahr lang gelebt, bevor ich zum Centro Astalli gekommen bin, die mir eine feste Unterkunft gegeben haben in einem Erstaufnahmelager für umF (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge), wo ich derzeit als Nachtwächter und als Kulturmediator arbeite.

Bevor ich diese Arbeit begann habe, hatte ich ein Volontariat als Rechtgehilfe gemacht, im dessen Rahmn ich auch als Übersetzer gewirkt hab. Es ist wichtig, mit dem Centro Astalli zusammenzuarbeiten, denn es ist eine der aktivsten Organisationen in Sizilien. Seehilfe e.V. hat Hilfsgüter für die von Krätze betroffenen Personen dorthin gebracht. So lernte ich das Team von Seehilfe e.V. kennen: Die Hilfsgüter die sie bringen sind enorm wichtig, weil so viele Menschen auf der Straße leben müssen.

Bearbeitete Fassung von Carolin Zieringer. Die Situation in der Elfenbeiküste ist derzeit recht kompliziert und unübersichtlich. Wer sich einlesen möchte findet hier erste Anlaufpunkte:
http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-13287216
http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/2793729.stm
https://migration-control.taz.de/#de/countries/elfenbeinkueste

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