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Update zur Situation von Geflüchteten in Sizilien

Weihnachten ist vorüber, das neue Jahr hat begonnen, die Situation auf dem Mittelmeer verändert sich. Hier ein kurzes Update zur Situation auf Sizilien von einem unserer vor Ort lebenden Mitglieder.

In Syrakus stagniert die Situation, was heißt, dass momentan kaum bzw. keinen Ankünfte mehr über das Mittelmeer zu verzeichnen sind. Oberflächlich betrachtet ist das vielleicht ein Grund zur Freude. Keine Ankünfte über das Meer bedeutet jedoch auch, dass viele Einrichtungen zur Betreuung Geflüchteter nun schließen. Vom Salvini-Dekret (ein verschärftes Einwanderungsgesetz) bekommt man in Syrakus nicht so viel mit – auch davon, dass die Anzahl an illegalesierten Geflüchteten zugenommen hat, bekommt man nur am Rande etwas mit. In Catania und Mineo dafür umso mehr, da dort die Menschen aus dem CARA (ein grosses Aufnahmezentrum in der Provinz von Catania) auf die Straße gesetzt werden. In Catania, insbesondere im Viertel San Birillo, in der Nähe des Bahnhofs, nimmt die Anzahl der Menschen, die auf der Strasse leben, zu. Eine unserer Kontakte hatte die Gelegenheit, mit einigen Geflüchteten aus dem CARA in Mineo zu sprechen. Dort werden langsam die Stellen abgebaut, es gibt kaum noch ärztliche, psychologische, und soziale Versorgung. Die Menschen werden rausgeworfen oder gehen, weil sie dort nicht mehr versorgt werden. Das bedeutet, dass die Zahl der illegalisierten Geflüchteten im Moment stark zunimmt. Es gibt dazu jedoch keine offiziellen Angaben.

Die Geflüchteten sind sehr eingeschüchtert, das Vertrauen schwindet. Es ist daher sehr schwierig mit ihnen Kontakt aufzubauen und zu halten. Da keine Gelder mehr in Erst- und Zweitaufnahmestellen fließen, schließen viele Einrichtungen oder strukturieren um (z.B. auf andere soziale Projekte, für die man Gelder bekommt). Es gibt nur einige Strukturen, die weitermachen. Das sind meist kirchliche Einrichtungen, wie z.B. das Centro Astalli und St. Egidio, mit denen wir seit mehreren Jahren intensiv zusammenarbeiten.
Die Stimmung in Sizilien ist, wie in anderen europäischen Ländern, sehr angespannt. Es riecht überall nach rechtem Mief. Anfang Dezember hat die neofaschistische Bewegung/Partei CasaPound in Syrakus und Noto Zweigstellen eingerichtet. Nach Catania und Palermo sind es nun insgesamt vier solcher Zweigstellen auf Sizilien. Während in Catania und Palermo eine ziemlich starke alternative und linke Bewegung einen Ausgleich schafft, stellt Syrakus für die Prügelknaben einen fruchtbaren Boden dar. Nachhaltige Projekte gibt es so gut wie keine. Das wenige, was geschaffen wurde, scheint sich in Luft aufzulösen.
Es gibt jedoch auch noch einen kleinen Lichtblick: Die Società Dante Alighieri hat in Syrakus, in Via Piave (Viertel La Borgata) eine kleine freie Bibliothek eingerichtet, für all jene, die Italienisch lernen möchten.

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