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Direkte Hilfe und Unterstützung vor Ort: Integrationslotsin Agata stellt sich vor

Mein Name ist Agata Vecchio und ich bin 38 Jahre alt. Im Sommer 2016 habe ich bei einem Abendessen in Padre Carlos Gemeinde die Seehilfe-Mitglieder Johanne, Phil und Hendrik kennengelernt und bin seitdem für den Verein aktiv. Vor ungefähr einem Jahr bin ich aus Leipzig nach Syrakus gezogen, einer Stadt im Osten Siziliens, und bin inzwischen so etwas wie die “Frau vor Ort” geworden.

Als Übersetzerin für unter anderem Italienisch und Englisch sowie als Integrationslehrerin habe ich im Alltag, aber auch privat, stets Kontakt zu Geflüchteten und ihren Problemen. Zusammen mit anderen engagierten Menschen, versuchen ich zu helfen, wo ich kann. Wir versuchen sprachlich zu vermitteln und bei alltäglichen Dingen wie Arztbesuchen oder Behördengängen Unterstützung anzubieten. Damit ist viel Zeit und Arbeit verbunden. Deshalb hat die Seehilfe sich das Konzept der “Integrationslotsin” ausgedacht und mir vorgeschlagen, diese Aufgabe zu übernehmen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Als Integrationslotsin stünde mir nämlich mehr Zeit zur Verfügung, um jeden Menschen zu begleiten, zu unterstützen sowie sich auf die einzelne Situationen besser einzulassen und zu konzentrieren. Dank der Spenden an die Seehilfe kann diese Teilzeitstelle eingerichtet werden und ermöglicht so eine professionelle Arbeit.

Wie man in den vergangenen Monaten hat beobachten können, sind die Zahlen der Neuankömmlinge in Sizilien drastisch gesunken. Das ist jedoch kein Grund zum Jubeln in Anbetracht dessen, was in Libyen gerade passiert. Einige der Geflüchteten öffnen sich mit der Zeit und erzählen von den menschenunwürdigen Bedingungen in Libyen – Gefängnis, Folter, Menschenhandel. Zudem kommen immer mehr Menschen nach Sizilien zurück, die aus anderen europäischen Ländern (viele auch aus Deutschland) nach Jahren ausgewiesen wurden. Sie müssen nun einen neue Antrag dort stellen, wo sie angekommen sind – das heißt hier auf Sizilien. Viele haben keine Chance und werden genau so in die Illegalität abrutschen, wie schon unzählige andere vor ihnen. Es bedarf also der Hilfestellung und Unterstützung für diese Menschen. Für die Geflüchteten soll eine Anlaufstelle geschaffen werden, an die sie sich wenden können und wo sie Hilfe für konkrete alltägliche Dinge bekommen: Anträge stellen, den Alltag meistern, eine Unterkunft finden, medizinische Versorgung bekommen etc. Als Integrationslotsin der Seehilfe werde ich diese Aufgaben übernehmen und außerdem weiterhin Ansprechpartnerin vor Ort sein, unserer Netzwerk pflegen und ausbauen, sowie Recherchearbeit betreiben, um den Bedarf an Hilfsgütern oder sonstigem festzustellen. Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben.

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