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Ein Erfahrungsbericht

Sizilien ist groß. Die Straßen sind mal besser, mal schlechter. In den Mittagsstunden brennt die Sonne. Wir haben einen straffen Zeitplan, es ergeben sich fur uns immer neue Möglichkeiten – und wir wollen im Rahmen unserer Reise keine auslassen: ein Erfahrungsbericht.

Die Reise soll sich auszahlen und so viele Vorraussetzungen für die Reise im Herbst schaffen wie möglich. Die Fahrten in unserem Fiat 500 nutzen wir als Bürozeiten. Dank der mobilen Internetbox eines Freundes sind wir die ganze Zeit online, habe Zugriff auf Informationen und Abkürzungen, die uns das Navi verschweigt.

Wie ist es, auf Sizilien Flüchtlingshilfe zu leisten? In diesem Text berichtet Hanne von ihren Erfahrungen

Die Stimmung schwankt gelegentlich zwischen Resignation und hoffnungsvoller Vorfreude auf das, was wir in Zukunft hier leisten können. Was uns immer wieder glücklich macht, ist, dass das Interesse auch vor Ort stetig wächst und die Menschen offene Ohren für unsere Ideen haben. Wir finden überall Gleichgesinnte und stoßen oftmals auf alte Bekannte. Das richtige Netzwerk haben wir auf jeden Fall gefunden.

Dabei liegt es uns besonders am Herzen, dass uns die Meinungen und Ideen der Fluchtlinge erreichen. Das ist nicht immer einfach. Doch ihr Zuspruch und ihre Nachfragen, wann wir wieder kommen, bestarken uns.

Wann kommt ihr wieder?

Vor allem, und das ist uns schon bei der ersten Fahrt im vergangenen September aufgefallen, haben sie Interesse an Gesprachen auf Englisch oder Franzosisch. Die Chance darauf scheint sich ihnen nicht allzu oft zu bieten.

Für uns ist es besonders wichtig zu erfahren, was sie von unseren Ideen halten. Am kommenden Dienstag können wir eine Italienischsprachklasse für Refuggees besuchen, von denen es hier einige gibt. Die Italienischlehrerin Anna lädt ihre Schüler ein, sich mit uns zu unterhalten und auszutauschen.

Unser Hauptaugenmerk liegt also aktuell auf der Kommunikation. Sprachlich sind wir dabei einen ganzen Schritt weiter: Annes Italienischkenntnisse bringen uns dazu, spontan Menschen auf der Straße anzusprechen und auch in Alltagsgesprächen den Austausch über die Flüchtlingsthematik zu suchen.

Wir erfahren so immer wieder, dass ziemlich viele Menschen nicht die Geflüchteten als Problem sehen, sondern die Politik – insbesondere die der Europäischen Union. Dieses Zusammenrücken und die Reflexion begeistern uns. Wir sehen und lernen, dass ein direkter Austausch zwischen “Einheimischen” und “Dazukommenden” wirklich einen Schritt zum gegenseitigen Verständnis, zu Akzeptanz und Toleranz bedeutet.

Ein älterer Herr am Tresen

Bisher kamen unsere Ideen sehr gut an, was uns positiv stimmt, da wir keine Lust haben, als idealistische Spinner dazustehen. Wir wollen mit unseren Aktivitäten etwas erreichen, nicht nur Schönwetter machen.

Vor einigen Tagen betraten wir ein kleines alternatives Café. Ein älterer Herr am Tresen hörte zu, wie wir mit Enzo, dem Besitzer, über unser Projekt redeten. Daraufhin übernahm er unsere Getränkerechnung.

Am folgenden Tag verließen wir im Herzen von Scicli ein Begegnungszentrum und mussten unsere Gedanken sortieren. In der Mittagssonne setzten wir uns mit einem Granita auf den Marktplatz. Wieder kam besagter Mann an unserem Tisch vorbei, erkannte uns, fragte nach unserer Bestellung, betrat das Café und übernahm erneut ohne weiteren Kommentar die Rechnung.

Momente wie dieser bestärken uns ungemein. Es fällt uns dann leichter, wenn wir so gegen Mitternacht von unseren Verabredungen nach Hause kommen, noch schnell alle Gedanken zu sammeln und einen Text für den Blog vorzubereiten. In manchen Situationen ist es nicht so einfach, daran zu denken, Fotos zu machen oder beim gebannten Zuhören das Mitschreiben wichtiger Informationen nicht zu vergessen.

Manchmal sind wir von unseren eigenen Planungen trotzdem überfordert. Auch weil wir nur wenig Erfahrung mit dem haben, was wir hier tun. Wir versuchen parallel immer noch unsere eigene Arbeit zu reflektieren und zu optimieren. Das macht unsere Tage dann noch länger.

Trotz der unübersichtlichen Situation empfinden wir die Hilfsbereitschaft und den Willen unserer Verbündeten als unglaublich bereichernd. Visionen hab wir also nach wie vor, die Umsetzung unseres Projekts im September wird also immer konkreter.

Hanne

Die letzten beiden Texte:

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Tenerezza bedeutet Zärtlichkeit

Comments(2)

  1. REPLY
    Jendrik says

    Liebe Seehelfer,

    es freut mich, dass ihr viel Zuspruch erfahrt. Redet weiter mit den verschiedensten Anspruchsgruppen. Das wird euch (und uns interessierten Lesern) viel bringen.
    Wir drücken die Daumen.

  2. REPLY
    Christian says

    Besten Dank für deine Unterstützung, Jendrik!

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