Zum Frühstück ein paar Scheiben Tomate-Mozzarella gehabt? In der Mittagspause dann einen Teller Salat und abends leckere Pasta al’Arrabiata mit Freunden gekocht? Das ist alles nicht überkandidelt oder schmeckt nach Blutdiamanten. Aber wo die runden, roten Vitaminbomben herkommen und was sie für eine Geschichte hinter sich haben, das wissen wahrscheinlich die wenigsten.
Lebens- und Arbeitsbedingungen der illegalisierten Tagelöhner
Sizilien ist sonnig, der Boden durch vergangene Vulkanausbrüche nährstoffreich, also prädestiniert für Landwirtschaft. Am Rande der Straßen erstrecken sich weiße Raupen: Lange Gewächshäuser aus mit weißen Plastikfolien überspannten Bögen. Darunter befinden sich Gemüse verschiedenster Sorten. Geerntet werden sie von Tagelöhnern. Menschen, die einst über das Mittelmeer kamen, mit der Hoffnung auf ein sicheres Leben ohne Angst vor Krieg und Verfolgung und dem Wunsch nach einer Perspektive. Unter 35 Euro verdienen sie am Tag, einen Teil davon müssen sie an sogenannte Arbeitsvermittler abdrücken. Für die Arbeiter ist nie zu erahnen, wie regelmäßig sie zum Einsatz kommen. Der Lohn berechnet sich nach der erbrachten Leistung. Mustafa erzählt, dass er 200 Kilogramm Tomaten pflücken muss, um 6 Euro zu verdienen. Gewogen wird vom Arbeitgeber, der in der Regel auch die Waage bedient. Wer sich beschwert, hat wenig Aussicht, in Kürze erneut einen Einsatz zu bekommen.
Die unsicheren Arbeitsbedingungen, der niedrige Lohn und das Leben in der Illegalität treiben sie in eine Situation, die sehr schwer zu erfassen ist. Ein endloser, holpriger Feldweg führt zu dem Ort, an dem sie leben. In einem Zeltlager unter freiem Himmel wohnen sie, ohne Zugang zu fließendem Wasser und Strom. Zu Hochzeiten sind es bis zu 200 Wanderarbeiter. Jetzt, wo die Felder abgeerntet sind, leben hier nur etwa ein Dutzend Männer. Der Rest ist zu Orten weitergezogen, an denen andere Produkte angebaut werden und die jetzt ihre Erntezeit haben. Die Arbeits- und Lebensbedingungen werden dort nicht viel anders sein.
Den Zugang zu Orten wie diesen muss man sich erarbeiten, das Vertrauen muss man sich verdienen. Padre Carlo D’Antoni, der Human Rights Defender aus Siracusa, ist hier schon lange aktiv. Er unterstützt mit Lebensmitteln, besorgt Zelte, Schlafsäcke und Kleidung. Als wir ihn fragen, was die auf dem Feld arbeitenden Geflüchteten im Winter machen, antwortet Padre Carlo nur: “Leiden.”
Auch die Hilfsgüter unseres aktuellen Transports ist zu einem nicht unerheblichen Teil dafür bestimmt, im Zeltlager dieser Geflüchteten zu landen. Die vom Hanseatic Help e.V. gesammelten Zelte, der von uns neu erworbene Generator und viele andere Sache werden hier dringend benötigt.
Text und Fotos: Johanne
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