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Wasser schleppen, Kisten tragen, Zukunftspläne schmieden. Wie Projekt Seehilfe e.V. Geflüchtete in Siracusa und Catania unterstützt.

Erste Stationen auf unserer Fahrt im August 2017 sind eine Unterkunft für Geflüchtete bei Padre Carlo in Siracusa und die Tagesanlaufstelle Centro Astalli in Catania. Beide kennen und unterstützen wir schon seit Längerem.

Für die Bewohner von Padre Carlos Gemeindehaus haben wir Unterhosen, Socken, Rucksäcke und Hygieneartikel aus Deutschland mitgebracht. Im Moment wohnen hier etwa 35 junge Männer. Mehrheitlich kommen sie aus westafrikanischen Ländern. Die Unterkunft in Siracusa ist keine staatliche Einrichtung, sondern bietet etwa denjenigen Geflüchteten eine Bleibe, die einen Aufenthaltstitel haben, sodass der Anspruch auf staatliche Versorgung, z.B. eine Unterkunft, wegfällt. Genauso geht es denjenigen, die 18 Jahre alt werden und deswegen ihre Unterkunft für Minderjährige verlassen müssen. Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche und die Sprachbarriere machen es beinahe unmöglich, innerhalb kurzer Zeit komplett für sich selbst aufkommen zu können. Da der Padre ihre Grundversorgung normalerweise aus seinem Priestergehalt deckt, von dem er auch anderen Menschen in Notlagen immer mal etwas zusteckt, unterstützen wir ihn dabei.

Die Sachspenden haben wir im Bulli transportiert, den wir vom Sanitätshaus M+L inklusive erster Tankfüllung gesponsert bekommen. Unsere Rechnerei im Vorfeld hat nämlich ergeben, dass wir mehr Artikel für weniger Geld kaufen können, wenn wir bei günstigen Angeboten in Deutschland zuschlagen, anstatt spontan in Sizilien einzukaufen. In den letzten Jahren haben wir gelernt, von Fahrt zu Fahrt zu entscheiden. Wenn wir, wie auch in diesem August, sowieso mit einem Transporter fahren, um z.B. gespendete Skateboards zu transportieren, machen uns auch die Spritkosten für den Weg von Norddeutschland nach Siracusa keinen Strich durch die Rechnung.

Reis, Öl und 200kg Hühnerfleisch

Lebensmittel besorgen wir dafür vor Ort. Die jungen Männer bei Padre Carlo sind den ganzen Tag auf den Beinen, auch wenn nicht alle von ihnen die Möglichkeit haben zu arbeiten. Sie halten das Haus instand, verausgaben sich beim Sport oder sind in der Stadt unterwegs. Dementsprechend wird in großen Mengen gekocht, um für Nachschub zu sorgen.

Neben Putzmitteln schreibt uns Padre Carlo vor allem Grundnahrungsmittel auf den Einkaufszettel: 50kg Reis, flaschenweise passierte Tomaten, 45 Liter Öl, 30kg Zucker und 40kg Thunfisch. Daraus kochen sie jeden Tag ihre Mahlzeiten selbst. Ein Wochenplan sorgt für Ordnung in Küche und Gemeinschaftsräumen. Verderbliche Nahrungsmittel werden dann je nach Angebotslage besorgt: dutzende Paletten Eier, die nahe am Verfallsdatum sind und 200kg Hühnerfleisch zum Beispiel, die lokale Supermärkte an ihn günstiger abgeben. Nur mit Kreativität und viel Willen zur Organisation kann der Padre den jungen Männern in seiner Unterkunft ermöglichen, in einem gesicherten Umfeld zu leben, von dem aus sie sich ein Leben in Sizilien bzw. Europa aufbauen können. Dabei unterstützen ihn unermüdliche HelferInnen wie die Haushälterin Teresa oder der bei Amnesty International tätige Giovanni vor Ort.

Ein Ort zum Verschnaufen

Andere Herausforderungen stellen sich dem Centro Astalli in Catania. Elvira, die Verantwortliche der Anlaufstelle für obdachlose Geflüchtete, bat uns erneut um u.a. 350 Paar Badelatschen, kistenweise Unterhosen und Socken. Mitgebrachte Seifen und Duschgels sind für die Duschräume, die das Centro zur Verfügung stellt. Ganz besonders begehrt sind unsere Rucksäcke. Immer auf dem Weg dorthin, wo sie gerade Arbeit finden, haben die Geflüchteten die Möglichkeiten damit ihre Habseligkeiten zu transportieren. In diesem Video von der Fahrt im April 2016 zeigt und erzählt Hanne mehr über das Zentrum.

Wie in den letzten Jahren gibt es nach wie vor großen Bedarf an Unterstützung, um die Grundversorgung zu gewährleisten. Hinzu kommen außerdem spontane Notwendigkeiten wie fehlendes Trinkwasser. In Sizilien herrscht in diesem Jahr große Hitze, mit der nicht nur unzählige Waldbrände einhergehen, sondern auch Trockenheit. Wer sich nicht mit Wasserflaschen aus dem Supermarkt versorgen kann oder möchte, holt sich üblicherweise Wasser am städtischen Brunnen. Der liegt allerdings 10km weit entfernt, weshalb das Schleppen zu Fuß in dieser Hitze quasi unmöglich ist. Um den Geflüchteten bei Padre Carlo in dieser Lage auszuhelfen, haben wir spontan Kanister mit 300 Liter Trinkwasser an einem städtischen Brunnen aufgefüllt. Beim gemeinsamen Wasserschleppen sind wir auch mit alten Bekannten und neuen Bewohnern ins Gespräch gekommen.

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